Barbara Ernst: eine Fahrt zu den Kindern

Zwei Mal im Jahr besucht Barbara Ernst für einige Wochen das Majaoni Rescue Centre (MRC) in der Nähe von Mombasa in Kenia. Heute berichtet die Frankfurterin von den landestypischen Fortbewegungsmitteln, mit denen sie zu den Kindern des Waisenhauses fährt:

Es ist Sonntagmorgen, 6.00 Uhr, meine Aufstehzeit, und es verspricht wieder ein schöner Tag zu werden. Der Himmel erstrahlt in einem wunderschönen Hellblau. Einige Wolkenfetzen von der Nacht bedecken noch Teile des morgendlichen Himmels und der Duft nach verbranntem Holz, den ich so liebe, zieht an meinem Fenster vorbei. Die Menschen bereiten ihr Frühstück zu. Manchmal draußen auf offenem Feuer.

Heute ist wieder ein Besuch bei den Kindern angesagt. Doch wie komme ich ins Waisenhaus? Einen fahrbaren Untersatz zu finden, ist alles andere als leicht. Bahn oder Bus, um von meinem Haus zu den Kindern zu kommen, gibt es nicht. Die Einheimischen nutzen „Matatus“. Diese Kleinbusse sind häufig in einem kläglichen Zustand: Die Karosserien sind verbeult, zum Teil aufgerissen, verrostet, und der ehemalige Lack oftmals gar nicht mehr richtig zu erkennen. Innen sieht es auch nicht besser aus, man sitzt sozusagen auf Metallteilen, die sich in den Sitzen befinden und sich förmlich in das Hinterteil bohren – von Polsterung kaum eine Spur. Auch ich habe diese Matatus früher oft und gerne benutzt; sie kosteten nicht viel, und der Wind durch die immer offenen Fenster kühlte den Schweiß am Körper.

Allerdings sind die Kleinbusse seit einigen Jahren immer wieder das Ziel von Terroristen. Daher habe ich mir im Laufe der Zeit einen kleinen Stamm von Fahrern aufgebaut. Bodaboda-Fahrer für kurze Fahrten, Tuk-Tuk-Fahrer für längere. Ganz ungefährlich sind diese Fahrten jedoch auch nicht. Bodaboda sind Motorräder mit vergrößertem Gepäckträger. Darauf sitzt man hinter dem Fahrer und kann seine Füße auf kleinen Pedalen abstellen. Zum Festhalten bleibt einem nichts anderes übrig, als dem Fahrer um die Taille zu fassen. Helm: Fehlanzeige. Aber wie gesagt, diese Bodabodas benutze ich nur für ganz kurze Strecken. Etwas bequemer sind da schon die Tuk Tuks, die motorisierten Rikschas, die man insbesondere aus Asien kennt.

Meine „Stammfahrer“ kennen mich und vor allem meine Wege. So muss ich nicht immer neu erklären, wie sie zu fahren haben. An diesem Sonntagmorgen rufe ich also meinen ersten Tuk-Tuk-Fahrer an. Der hat allerdings ein Reparaturproblem mit seinem Gefährt. Der zweite Fahrer befindet sich gerade in der Kirche und hat daher sein Handy ausgeschaltet. Endlich: Mein dritter Fahrer, die letzte Reserve, kommt und wir fahren zu den Kindern. Wir überqueren die Brücke über den hübschen Creek, einen Ausläufer des Indischen Ozeans, der gesäumt ist von Palmen und grünen Büschen. Der Duft der Frangipani-Bäume, die zu beiden Seiten in voller Pracht blühen, begleitet mich auf unserer Fahrt und entschädigt mich für alle Unannehmlichkeiten.

Liebe Grüße, Ihre Barbara Ernst“

Im Video erklärt Barbara Ernst die Bedeutung des Frankfurter Flughafens für ihre Arbeit in Kenia. Das MRC ist ein Kinder-Hilfe-Projekt, das sich für missbrauchte und misshandelte Kinder und Waisen einsetzt. Es bietet den Kindern und Jugendlichen Beratung an und ein neues Zuhause am Standort Bamburi im Bezirk Mombasa. Infos auf http://www.majaoni.de